Über das Leben der Diana Lee vom hohen Urinstein zu Beissenberg

Vor dreizehn Jahren erblickte ein ungeschicktes Bündel Hund das Licht der Welt. Sie war schwarz und hatte ernorm große Ohren. Es war ein hässlicher Platz, um zum ersten Mal die Augen zu öffnen. Aber es sollte in nächster Zeit nicht besser werden.

Es war eine dunkle Kaschemme. Betrunkene Blicke richteten sich auf den Wurf von neun Jungen. „Ja, vollkommen korrekt von der Alten“ tönte es rundherum, dann wendete man sich den üblichen, für sie wichtigeren Dingen zu, unter anderem kleineren und größeren strafbaren Delikten. Das Ruhrgebiet kann man durchaus mit der Bronx vergleichen, denn hier gibt es eine richtige ausgeprägte Kleinkriminellenszene. Doch zunächst sollte das der kleinen Hündin ein Zuhause sein.

Man suchte für die hauptsächlich männlichen Welpen ein neues Zuhause und fand es auch recht bald, denn es war nicht genug Geld für die Ernährung der jungen Hunde vorhanden. Die Welpen waren alle schwarz und würden mal genau so kräftig wie ihre Vorfahren, somit waren sie einfach loszuwerden, denn gerade in diesen Kreisen hat man sehr gerne einen großem schwarzen Hund, um damit Eindruck zu schinden. Je größer der Hund, desto wichtiger fühlte sich der Besitzer.

So war es ganz natürlich, daß die kleine Hündin bis zum Schluss übrig blieb. Endlich fand man nach sehr langer Zeit einen behinderten jungen Mann, der auch sehr gern zu dieser Gruppe von wichtigen Menschen gehören wollte. Man erwies ihm den "Gefallen" und übergab ihm die noch kleine Hündin. Er war sehr glücklich darüber und liebte sie sehr und verwöhnte sie nach seinen Möglichkeiten. Er hatte sonst niemanden, der ihm so viel Liebe entgegenbrachte.

Doch die Hündin wuchs und somit wuchsen auch Ihre Ansprüche. Damit war der arme junge Mann sehr schnell überfordert. Er wollte ja auch nur einen Weg zu den anderen, wichtigen Menschen finden, und da war ihm auch diese Hündin recht. Er nahm das kleine Tier zu allen seinen Entdeckungsreisen mit und überforderte das Jungtier so sehr, daß sie sich durch die fehlenden Kräfte eine große Verletzung zuzog.

Von da an kreuzten sich unsere Wege. Wir erkannten die missliche Situation, in der sich diese Hündin befand und kümmerten uns fortan um sie. Der junge Mann, dem die Hündin gehörte, hatte dringend einen Krankenhausaufenthalt nötig. Wir kümmerten uns um diese arme kleine Hündin. Ich musste ihr die ganze Nacht klar machen, daß es mein Bett war und nicht ihres. Das war recht anstrengend.

Nach diesen Wochen der neuen Verantwortung für diese kleine Geschöpf konnten wir nicht mehr von ihr lassen. Wir konnten dem jungen Mann unter erheblichen Schwierigkeiten klar machen, daß er mit seiner Behinderung dieses Tier nicht führen könnte. Ja, das dauerte lange, aber dann begann eine großartige Zeit für diese kleine Kreatur. Wir hatten sie adoptiert, sie wurde mein lang erwünschtes Kind. Wir ließen sie an allen unseren Aktivitäten teilhaben. Sie machte große Wanderungen mit uns und lernte andere Tiere kennen, unter anderem auch Kühe, die, wie sie meinte, ihr das Futter streitig machen wollten. Sie lief hervorragend neben dem Fahrrad her und wir brauchten gar nicht zu drohen oder zu schimpfen. Sie machte Radtouren mit größter Bravour, lernte das Schwimmen unter zu Hilfenahme von Hanuta und Fitnessdrink. Sie machte Wanderungen mit uns und dem Skiclub. Sie reiste mit uns nach Thüringen, dann zum Edersee, und wurde unsere ständige Begleiterin.

Jetzt ist sie dreizehn Jahre alt, und wir fürchten uns vor dem Tag, an dem wir uns von ihr verabschieden müssen. Diana hat unser Leben bereichert, sie ist uns Freund und Kind und Partner, sie ist in diesen Jahren ein Teil von uns geworden, und ich hoffe, dass sie noch ein paar Jahre bei uns bleiben wird.

© 2002 Chris Jäger


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